Mehr Informationen zu den Tieren auf dem Poster “Pachy und die Vielfalt der Tiere”

Schnecken
Landlungenschnecken (Stylommatophora) sind wie alle Schnecken die an Land leben intergeschlechtlich und haben sowohl eine Vagina als auch einen Penis. Sie haben Geschlechtsdrüsen, die sowohl Eizellen als auch Samen produzieren können. Beim Sex produziert eine Schnecke dann Samen, die andere Eizellen.
Viele andere Landschneckenarten, zum Beispiel Weinbergschnecken, können sich beim Sex gegenseitig befruchten. Bei den Landlungenschnecken übernimmt jede Schnecke nur ein Rolle und trägt entweder die Eizellen oder die Samen bei. Bei den Weinbergschnecken machen beide beides!
Die Weinbergschnecke produziert auch eine Art Liebespfeil, mit denen die Schnecken sich gegenseitig piksen, Hormone übertragen und die Lust anregen.
Andere Schneckenarten können im Laufe ihres Lebens ihr Geschlecht ändern.

Schienenechsen
Bei Reptilien, Fischen und wirbellose Tiere gibt es Arten, die nur aus Weibchen bestehen. Zum Beispiel einige der Schienenechsen in Mittel- und Südamerika. Diese pflanzen sich fort, indem sie selbst befruchtete Eier produzieren und sich klonen. Die Eidechsen leben manchmal in Pärchen zusammen und haben oft lesbischen Sex, bei dem die eine die andere besteigt. Durch jeweils unterschiedliche Hormonlevel wechseln sie sich damit ab. Das scheint die Fruchtbarkeit zu erhöhen und kann einen Einsprung auslösen. Sie brauchen den Sex aber nicht zur Fortpflanzung, das können sie ja auch ganz alleine!
Auch Eidechsenarten, bei denen es nicht nur Weibchen gibt, haben manchmal lesbischen Sex.

Seepferdchen mit ineinander gekringelten Schwänzen

Seepferdchen
Seepferdchen haben gerne Sex. Dabei schwimmen sie eine Weile mit ineinander gekringelten Schwänzen. Wenn das Weibchen bereit ist, legt sie die Eier in den Beutel in den Bauch des Männchens. Er trägt die Eier dann aus und sorgt für den richtigen Salzhaushalt und für Sauerstoff, Nahrung und Schutz.
Bei vielen Tieren, und ganz besonders Fischen und Vögeln, übernehmen die Männchen einen großen Teil des Ausbrütens und Aufziehens des Nachwuchses. Einige tun dies im Mund (die werden Maulbrüter genannt), andere in ihren Territorien oder Nestern.

Grizzlys
Grizzlybär:innen haben oft Beziehungen miteinander, um sich gegenseitig zu unterstützen. Bis zu fünf von ihnen gehen langfristige Partnerschaften ein, um gemeinsam ihre Jungen aufzuziehen.
Ein großer Teil der Grizzlybär:innen ist intergeschlechtlich. Sie haben eine Vulva, Eierstöcke, eine Gebärmutter und ein penisartiges Organ, durch das manchen von ihnen auch ihre Jungen gebären. Dies gilt auch für 10-20% der Braun- und Schwarzbär:innen. Unter den Einwohner:innen Nordamerikas gelten sie deshalb schon lange als “male mothers” (männliche Mütter).

Grizzlybär:innen-Familie

Quallen
Die meisten Quallen berühren sich nicht wenn sie Nachwuchs erzeugen. Sie haben keinen Sex. Sie sind also, soweit wir das wissen, asexuell.
Bei einigen Quallenarten lassen Weibchen und Männchen Sperma und Eizellen ins Wasser ab, sobald sie bereit sind. Die treffen und befruchten sich dort, meistens gibt es einen großen Quallenhaufen und überall schwimmen Sperma und Eizellen herum.
Bei anderen Arten spucken die Männchen das Sperma über den Mund ins Wasser und die Weibchen sammeln es anschließend ein und verschlucken es. Oder die Weibchen haben eine Art Beutel an ihrem Mundarm, mit dem sie die im Wasser schwimmenden Spermien aufsammeln.
Und bei vielen Quallenarten gibt es gar keine weibliche oder männlichen Geschlechter.

Delfine
Gleichaltrige Delfinmännchen gehen oft lebenslange Beziehungen miteinander ein. Das bedeutet, dass sie zusammen unterwegs sind, sich gegenseitig vor Raubtieren schützen und aufeinander aufpassen, zum Beispiel wenn der andere schläft. Diese lebenslangen Bindungen gibt es auch in Dreiergruppen.
Außerdem haben Delfine gerne Sex und berühren sich viel. Männchen stecken ihre erigierten Penisse in die Genitalöffnung, Nasenlöcher und den Anus anderer Delfinmännchen und reiben sie mit ihren Schnäbeln. Nicht selten sind sie zu dritt oder zu viert. Delfine haben auch manchmal Sex und Beziehungen mit anderen Delfinarten. Auch wenn Weibchen dabei sind, ist mindestens die Hälfte des Sexes homosexuell, und oft auch mehr.
Viele andere Meeressäugetiere machen das auch so, aber über die Sexualpraktiken männlicher Delfine ist besonders viel bekannt, weil dazu schon so viel geforscht wurde.

Flamingos
Flamingos haben lesbischen und schwulen Sex und kuscheln viel. Sie leben auch in lesbischen und schwulen Pärchen zusammen. Männliche Pärchen bilden Nester und adoptieren Nachwuchs, den sie gemeinsam aufziehen. Beide Geschlechter produzieren Milch, auch unabhängig davon, ob sie eigene oder adoptierte Kinder aufziehen.
Berühmt wurde das schwule Flamingopärchen Freddie und Lance, das im Zoo von Denver in ihrem gemeinsamen Nest lebt, oder auch ein schwules Flamingo-Pärchen in Atlanta, das den Titel “Best Flamingo Parents in the Atlanta Zoo” (Die besten Flamingoeltern im Atlanta Zoo) gewann.

Stabläuse
Beim Gedanken an Läuse juckt es Pachy immer direkt am Kopf. Euch auch? Das Stablausweibchen hat einen Penis mit dem sie das Sperma aus der Vagina des Männchens holt. Ob sie Spaß haben ist bisher unbekannt. Dieser Vorgang kann bis zu 70 Stunden dauern, denn der Penis hat kleine Widerhaken, die das Männchen festhalten, damit der Sex länger dauert.
Das Weibchen kann sehr viel Sperma von unterschiedlichen Männchen in ihrem Körper speichern und später darauf zurück greifen – zur Not auch als Nahrungsquelle.

Stabläuse beim Sex

Tüpfelhyänen
Tüpfelhyänen haben manchmal homosexuellen Sex. Alle Weibchen haben ein penisartiges Organ, das kaum von dem der männlichen Hyänen unterschieden werden kann (es erreicht 90% der Länge eines männlichen Penis und den gleichen Durchmesser und befindet sich an der gleichen Körperstelle). Die Vulvalippen sind an einer Stelle verwachsen und mit Gewebe ausgefüllt, so dass sie Hoden ähneln. Das penisartige Organ wird zum Urinieren, Gebären und zur Fortpflanzung benutzt, kann erigieren und dient auch der sozialen Interaktionen unter Weibchen. Das Bloßlegen der verwundbaren Fortpflazungsorgane wird zum Beispiel dazu genutzt, sich gegenseitig zu begrüßen.
Auch bei einigen anderen Säugetierarten haben Weibchen Penisse – beispielsweise bei allen Arten der Galagos-Affen.

Fische
Clownfische leben im Schutz von Seeanemonen. So wie Nemo aus dem Film „Findet Nemo“. Da der Platz, den eine Gruppe Clownfische zum Leben hat, auf die Größe der Anemone beschränkt ist, leben sie in Gruppen mit wenigen Individuen. Meistens sind das Weibchen, Männchen und oft ihre Kinder. Wenn das Weibchen weggeht oder stirbt, wird eines der Jungen vom asexuellen Individuum zum Weibchen.

Der Nördliche Bootsmannfisch hat zwei männliche und ein weibliches Geschlecht. Die zwei männlichen unterscheiden sich biologisch. Zum Beispiel kann das eine singen, das andere aber nicht, sie haben unterschiedliche Gehirne und sehen unterschiedlich aus. Sie haben auch ganz verschiedene Lebensweisen. Es ist also möglich, zu sagen, dass es drei Geschlechter gibt.

Der Blaukopf-Junker ist eine Lippfischart und lebt im Golf von Mexiko. Er entwickelt drei Geschlechter. Manche Blaukopf-Junker beginnen das Leben als Weibchen und werden später zum Männchen. Das hat mit Veränderungen in der sozialen Organisation zu tun, und je nach Umgebung gibt es mehr geschlechtswechselnde Männchen oder weniger. Die geschlechtwechselnden Männchen werden größer als die anderen und sie verhalten sich auch anders als die kleineren Männchen.

Hamletbarsche sind zweigeschlechtlich. Sie ändern ihr biologisches Geschlecht mehrmals im Paarungsprozess und legen abwechselnd Eier oder befruchten sie mit Sperma. Dies kommt bei Tiefseefischen zwar häufig vor, warum es aber auch bei den Hamletbarschen vorkommt, ist bisher unbekannt, denn sie sind gar keine Tiefseefische.

Es gibt noch hunderte andere Fischarten, Amphibien und andere Tierarten, bei denen viele Geschlechter vorkommen!

Hirsche
Homosexueller Sex kommt bei fast allen Hirscharten vor. 70% der Rothirschkühe haben die meiste Zeit des Jahres, wenn nicht gerade Paarungszeit ist, lesbischen Sex und leben nur mit anderen Hirschkühen zusammen. Einige Hirsche sind auch bisexuell. Bei den Maultierhirschen beispielsweise kommt Bisexualität häufiger vor als Homosexualität. Beim Sex besteigen die Kühe auch die Böcke.
Auch äußerlich sind viele Hirscharten nicht binär, also in zwei klar abgrenzbare Kategorien einteilbar: Manche Böcke haben keine Geweihe, manche Kühe schon (z.B. bei den Odoceileus virginianus, Odoceileus hemionus, Cervus elaphus, Cervus duvauceli, Cervus nippon, Capreolus capreolus, Dama dama). Bei Rentieren haben zwischen 8 und 95% der Weibchen Geweihe. Diese werden manchmal auch zur sexuellen Stimulation an Pflanzen gerieben.

Kängurus
Bei einigen Känguruarten (zum Beispiel heißen die Macropus giganteus, Macropus rufus, Macropus robustus, Macropus eugenii, Setonix brachyurus) gibt es Individuen, die sowohl einen Beutel zum Austragen ihrer Jungen haben, als auch einen Penis, sowohl Milchdrüsen als auch Hoden. Sie sind intersexuell. Kängurus haben gelegentlich auch homosexuellen Sex.

Affen
Viele Affenarten haben homosexuellen Sex, und viele Affen haben viel und gerne Sex.
Bonobos, die zusammen mit den Schimpansen die nächsten Verwandten der Menschen sind, haben oft Sex. Sie haben ihn in verschiedenen Stellungen und mögen auch gerne Oralsex. Sie reiben sich gegenseitig mit den Händen oder anderen Körperteilen. Sie haben sogar ein Zeichensystem, um sich gegenseitig zu zeigen, was sie mögen. Und sie lieben Zungenküsse.
Weibchen haben mehr lesbischen Sex als Heterosex und am häufigsten reiben sie ihre Genitalien/Klitoris aneinander (das wird genital-genital rubbing genannt). Auch Männchen haben schwulen Sex, häufig hängen sie sich gegenüber an Ästen, wackeln mit den Hüften und reiben ihre Penisse aneinander. Und alle Bonobos masturbieren, entweder mit der Hand oder sie benutzen dafür irgendwelche Dinge.
Bonobos haben Sex zum Spaß und zur Fortpflanzung, aber er dient auch sozialen Zwecken: der Versöhnung, dem Zusammenhalt zwischen Weibchen gegenüber dominanten Männchen, um das Teilen von Nahrung oder anderen begehrten Dingen zu erleichtern, oder zum Kennenlernen Neuangekommener. Die starken Beziehungen zwischen weiblichen Bonobos erleichtern das Leben und Zusammenleben aller.

Tamarine sind eine Affenart, die in Mittel- und Südamerika vorkommt. Sie leben in sehr verschiedenen Familienkonstellationen zusammen. Häufig (beim Braunen Sattelrückentamarin zum Beispiel in 61% der Fälle) lebt ein Weibchen mit mehreren Männchen zusammen und pflanzt sich mit allen fort. Die Männchen kümmern sich gemeinsam um den Nachwuchs, tragen ihn herum und füttern ihn. Sie teilen sich den Aufzug des Nachwuchses auf. Das wird kooperative Polyandrie („Vielmännerei“) genannt. Diese gibt es auch bei vielen anderen Tierarten, zum Beispiel dem Afrikanischen Wildhund, dem Galapagosbussard oder dem Tasmanischen Pfuhlhuhn.

Bei vielen Affenarten, z.B. bei den Bushbabies und Klammeraffen, haben Weibchen eine lange, herabhängende, aufrichtbare Klitoris, durch die sie auch urinieren. Manchmal, z.B. bei den Wollaffen, ist sie größer als der Penis der Männchen.

Flughunde
Manche männlichen Flughunde haben Milchdrüsen. Sie können also ihren Babys Milch geben. Sie ziehen gemeinsam mit den Weibchen die Babys auf. Es gibt schwule und lesbische Flughunde.
Schwule Vampirfledermaus-Pärchen hängen mit den Bäuchen aneinander und lecken sich gegenseitig, wobei ihr Penis erigiert ist. Lesbische Pärchen gehen teilweise lebenslange Partner:innenschaften ein. Dazu kann gehören, dass sie Sex haben und gemeinsame Kinder aufziehen und beide die Babys säugen. Innerhalb dieser engen Beziehungen sorgen sie auch dafür, dass die andere in Zeiten mit wenig Nahrung nicht verhungert.

Flughunde